Wandern im Unesco Welterbe Sardona
Das UNESCO Welterbe Tektonikaren Sardona organisierte eine begleitete Hüttentour. Ich bekam eine Einladung für die Teilnahme und freute mich sehr auf das Wochenende in dieser aussergewöhnlichen Gegend. Geplant war, am ersten Tag den Talalpsee zu besuchen, am zweiten Tag bis zum Murgsee zu Wandern. Und am Sonntag stand eine Wanderung über den Gufelstock zu dem Hochplateau mit den Fessisseeli und weiter nach Eugsten auf dem Programm. Eine Woche vor dem Anlass war der Wetterbericht noch sehr gut. Mit jedem Tag wurden die Prognosen leider schlechter. Am Donnerstag vor der Wanderung dann die Gewissheit, dass mit grösster Wahrscheinlichkeit ein verregnetes Wochenende bevorstand. Nichtsdestotrotz freute ich mich auf das Wochenende, denn es gibt ja den Spruch: "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung". So machte ich mich auf den Weg nach Filzbach mit der Erwartung was ich alles erleben würde. Wir waren nur eine Gruppe von 5 Teilnehmern und Patric Colled als Organisator, Guide, Unterhalter.... vom UNESCO Welterbe Tektonikarena Sardona. Vieleicht haben einige die garstigen Wetterprognosen mit Regen und Schnee bis unter 2000 Meter abgeschreckt.
Das UNESCO Welterbe Tektonikarena Sardona
Im Jahre 2008 wurde die Tektonikarena Sardona von der Unesco als Weltnaturerbe aufgenommen. Es ist 32‘850 Hektaren gross und liegt im Schnittpunkt der Kantone Glarus St. Gallen und Graubünden. Namensgeber ist der Piz Sardona. Einer der 7 Dreitausender die zum Welterbe gehören. Nirgends sieht man an der Erdoberfläche so gut wie in dieser Region wie sich über Millionen von Jahren die Gesteinsschichten übereinander geschoben haben. Am Eindrücklichsten ist die Glarner Hauptüberschiebung bei den Tschingelhürnern zwischen Elm und Flims mit dem berühmten Martinsloch. Das Welterbe liegt zu einem grossen Teil in hochalpinem Gelände mit diversen unterschiedlichen Landschaften, wie die Segnesebene, das urtümliche Calfeisental, oder die Region Murgsee mit dem Mürtschenstock und weitere.
Diese Glarner Hauptüberschiebung war es, die den Geologen die Erklärung über die Entstehung der Alpen brachte. Nämlich dass die Alpen nicht wie der Jura gefaltet sondern verschiedene Gesteinsschichten oder Decken übereinander geschoben wurden.
Freitag: Die Anreise und das erste kennenlernen
Endlich, nach einer langen Zugfahrt kam ich in Mühlehorn am Walensee an, um in das Postauto umzusteigen. Hier wurde ich von Patric und meinen weiteren Weggefährten der nächsten 2 Tage begrüsst. Nach einer Fahrt bei der wir die ersten 300 Höhenmetern überwanden, gab es auf der Terasse des Seminarhotels Linh bereits die erste Erfrischung anhand eines "Kennenlernaperos". Wir genossen die wunderschöne Abendstimmung und die ersten Bilder wurden bereits auf die Speicherkarten verewigt. Die Sesselbahnfahrt war leider nicht möglich, so dass uns Urs Brotschi vom Seminarhotel zusammen mit einer Mitarbeiterin freundlicherweise, inklusive eines Fotoabstechers bei der Sesselbahnbergstation, zum Talalpsee, unserem Tagesziels hinauffuhr.
Der kleine See spiegelte sich im Abendlicht und es herrschte eine beeindruckende Ruhe. Deshalb wurde das Abendessen im Restaurant Talalpsee, in dem wir auch
übernachteten nach hinten verschoben, damit wir Instagramer und Blogger die Stimmung einfangen und geniessen konnten.
Die Wildsaison hat hier im Glarnerland bereits begonnen. So hatten wir feines Hirschpfeffer, selbstgemachte Spätzli und Rotkraut mit Marroni auf dem Teller.
Und bereits kurz nach dem Essen begaben wir uns ins Bett, respektive Massenlager um frisch und munter die nächsten zwei Tage zuerleben.
Samstag: Wanderung vom Talalpsee zum Murgsee
Am Samstag war frühes Aufstehen angesagt. Wegen dem herannahendem schlechten Wetter wollten wir uns möglichst früh auf den Weg machen. Erstaunlich gut habe ich geschlafen. War es die absolute Stille die hier herrscht? Die gute Luft? Oder die positive Energie?
Das Frühstücksbuffet darf nicht unerwähnt bleiben. Das war erste Klasse. Butter und Käse von der Alp, Müesli, frischer Zopf, Fleisch. Und dazu Kaffee, Tee oder Orangensaft. Einfach alles was das Herz begehrt. Nach diesem guten Start in den Tag, machten wir uns auf den Weg. Für unsere 2 Frauen war es das erste mal, dass sie sich auf eine solche Tour wagten und waren gespannt, was auf sie zukommen wird. Zu Beginn der Wanderung verabschiedeten sich leider die letzten Strahlen der Morgensonne. Ja, wie weit kommen wir ohne Regen? Den Talalpsee liessen wir rasch hinter uns. Und schon bekamen wir die ersten Mitwanderer zu Gesicht, die sich zu uns gesellten. Eine Herde Geissen begleitete uns ein längeres Teilstück bis zum Beginn des steilen Aufstieges hinauf zum Spanneggsee. Ich denke, sie wussten wie steil das der Weg ab hier den Berg hinaufführte und wollten es uns alleine überlassen. Wohl darum liessen sie uns ab da ziehen.
Oben auf der Ebene angekommen durchquerten wir ein bergsturzgefärtetes Gebiet. Mit meinen Gedanken war ich in Bondo und durchquerte die Gefahrenzone möglichst schnell um am Ufer des Spanneggsees einige Bilder zu machen. Die Sicht wurde immer schlechter und der Mürtschenstockenstock verschwand allmählich in den Wolken. Als es leicht zu regnen begann, hatten wir noch nicht einmal die Hälfte der Tagesetappe hinter uns. Und wie ging es unseren 2 Berglehrlingen?
Für sie war es eine zusätzliche Herausforderung, dass zu den Höhenmetern noch Regen und Nebel dazu kam. Grossartig meisterten sie jedoch alle Herausforderungen. Wir überquerten die Mürtschenenfurgel im dicken Nebel und machten unten auf der Alp Ober Mürtschen Mittagspause, assen Brot mit Cervalats und tranken selbstgemachte Apfelschorle, um für den nächsten harten Aufstieg, die Murgseefurgel Energie zu tanken. Dieser Aufstieg war nicht so einfach, denn der Regen wurde stärker und die Wege waren deshalb teilweise voller Schlamm und Wasser. Trotz der Strapazen war die ganze Truppe gut gelaunt und wir erreichten die Murgseefurgel, den höchsten Punkt unserer Etappe.
Ausser Nebel sah man nichts. Man konnte nur erahnen wo der Murgsee und die Glarner Hauptüberschiebung die von dieser Stelle im Normalfall gut zu sehen ist, sich befinden. Erst fast zu unterst sahen wir kurz einmal den See. So gingen wir rasch in die Murgseehütte um uns Aufzuwärmen. Noch vor einer Woche war die Hütte für dieses Wochemende komplett ausgebucht und wir hätten in einer Ecke der Gaststube übernachten müssen. Wegen den schlechten Wetterprognosen waren wir schlussendlich jedoch die einzigen Gäste die hier übernachten wollten. Einige von uns erholten sich bei einem Nachmittagschläfchen von der Wanderung. Ich ging jedoch noch einmal in das Regenwetter hinaus um ein paar Stimmungsbilder zu machen. Nach dem Nachtessen waren Kartenspiele angesagt. Lustig war es, wir lachten viel und die Zeit verflog sehr schnell.
Sonntag: Der erste Schnee beim Murgsee
Kalt war es diese Nacht im Massenlager. die Wolldecken wurden gebraucht. Der Regen prasslete unaufhörlich auf das Dach über unseren Köpfen. Und am Morgen, was für eine Überraschung. Der Winter hat über Nacht in den Glarner Alpen Einzug gehalten. Die Murgseehütte lag genau auf der Grenze von Schnee und Regen.
Es war eine schöne Stimmung, aber schlecht für die heutige letzte Etappe der Tour. Geplant war, wieder auf die Murgseefurgel, weiter über das Schwarzstöckli und den Gufelstock als Tageshöhepunkt, zu den Fessisseeli zu wandern. Daran war leider nicht zu denken, denn 600 Höhenmeter weiter oben war sicher tiefster Winter und die Gefahr zu gross. So wanderten wir durch das, auch bei strömendem Regen wunderschöne Murgtal Richtung Walensee hinunter. Denn auch hier gibt es viel zu sehen.
Zum Beispiel den nördlichsten Arvenwald der Alpen, der mittlere und vor allem der untere Murgsee, Wasserfälle, Alphütten, Gletscherschliffe, Findlinge, und noch vieles mehr. Eine Herausforderung war noch, wie kommen wir mit einem Fahrzeug aus dem Tal hinaus? Seit fast 2 Tagen waren wir ohne Handynetz, was jedoch für mich jedesmal eine schöne Sache ist, mal nicht erreichbar zu sein.
Der Wirt der Murgseehütte zeigte uns auf der Karte eine Stelle mit Empfang. Nach kurzem suchen und ein paar Schweisstropfen (der Punkt lag auf einer Anhöhe) klappte es mit dem Bestellen des Alpen-Taxi's von Murg. Nass und trotzdem gut aufgelegt erreichten wir den Parkplatz wo der Bus bereits auf uns wartete. Das ist ein super Service und kann jederzeit weiterempfohlen werden. Wir wurden bis zum Bahnhof Walenstatt gebracht, wo unsere Tour leider etwas früher als geplant bereits zu Ende war. Vielen Dank der UNESCO Tektonikarena Sardona und vor allem Patric für die Einladung und Organisation. Meinen Wegbegleiter/innen Andrea, Olga, Valentin und Roman für die schöne Zeit die wir miteinander verbringen konnten. Den diversen Gastgebern unterwegs für die schönen Aufenthalte in den Restaurants und Hütten und dem Murgseetaxi für die Rückfahrt.
Fazit des Weekends: Bei schlechtem Wetter ist eine Hüttentour etwas spezielles, mal etwas ganz anderes. Mit der richtigen Ausrüstung und Einstellung kann es ein ganz besonders schönes Erlebnis werden. Man trifft unterwegs niemanden an, hat die ganze Natur für sich alleine. Sie präsentiert sich ungewohnt. Manchmal mystisch, manchmal hinter einer Nebeldecke versteckt. Man hört das Rauschen der Bäche die angeschwollen sind, das Prasseln des Regens........
Ja, und neu auf meiner Liste der Orte die ich unbedingt besuchen will sind jetzt auch die Fessisseeli. Den aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
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