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Die Areuse Schlucht. Ein Zusammenspiel von Technik und Natur

Die Areuseschlucht ist eine Schlucht im Neuenburger Jura, die zwischen Le Soliat, bei dem berühmten Felsenkessel Creux du Van und dem Solmont die erste Jurakette durchbricht. Die Schlucht ist ca 10km lang, beginnt in Noiraigue und hat ihren Ausgang etwas oberhalb von Boudry in der Nähe des Neuenburger Sees. Ein Grossteil der Schlucht gehört zum Naturschutzgebiet Creux du Van, dass das älteste der Schweiz ist. Und auch ein Wildschutzgebiet ist. Die Schlucht hat einen oberen Teil, bei dessen unterem Ausgang die bekannte Brücke "Pont de Brot" ist. Im mittleren Teil öffnet sich das Tal und hier liegt Champs du Moulin mit dem Restaurant de la Truite und dem Naturschutz Zentrum. Unten ist die Schlucht wieder wild, mit Wasserfällen, eindrücklichen künstlich angelegten Stufen, einem Kraftwerk und eine sehr enge Stelle. Beim Ausgang der Schlucht steht ein weiters Kraftwerk und nicht weit davon überquert die Bahnlinie über eine imposante Brücke das sich nun geöffnete Tal.


Gorges du Areuse Areuseschlucht Natur Erlebnis Champ du Moulin
Blick vom Creux du Van hinunter zur Areuse Schlucht und Champ du Moulin

Die Areuse

Die L' Areuse ist der Fluss der die Schlucht durchfliesst. Sie entspringt oberhalb von St Sulpice aus einer Karstquelle. Das Wasser kommt vom Lac de Taillères bei La Brevine. Dieser See liegt in einer Senke auf 1038 Meter und hat keinen oberirdischen Abfluss.Im Normalfall entspringen dieser Quelle ca 700L/s. Die Wassermenge kann jedoch je nach Situation bis zu 10'000L/s betragen. Diese Quelle ist ein Besuch wert. Es ist erstaunlich zu sehen, wie das Wasser aus den Kalkfelsen quirlt und in einen kleinen Stausee fliesst. Nachdem sie bei Fleurier eine kleine Klus duchflossen hat, erreicht sie die Ebene des Val de Travers. Hier ist der Zusammenfluss mit dem Bach Le Buttes, der in der Nähe von St. Croix entspringt. Le Buttes ist bis hier der eigentliche Talfluss. Da er jedoch an dieser Stelle weniger Wasser als die L’Areuse führt, gibt es eine Namensänderung zu L'Areuse. Es gibt noch 2 weitere erwähnenswerte Zuflüsse der L'Areuse, die einen Besuch wert sind. In Mõtiers fliesst durch die weitgehend unbekannte Schlucht Pouetta Raisse der kleine Bach Ruisseau de Breuil. 


Kurz bevor dieser Bach durch Môtiers fliest hat es nicht weit vom Weg entfernt eine weitere Quelle,  bei der das Wasser je nach Wasserstand direkt aus dem Boden, oder aus einer kleinen Höhle fliesst. Nicht weit von dieser Quelle entfernt stürzt noch ein Wasserfall über eine Feelswand hinunter. An disem Platz befindet sich ebenfalls die Grottes de Môtiers. 

In Noiraigue gibt es den gleichnamigen Fluss Noiraigue der nur 700 Meter lang ist. Auch er entspringt einer Karstquelle, die sich mitten im Dorf befindet. Das Wasser der Noiraigue kommt aus dem Hochtal von Pont de Martel. Vom Bach Blied der 4km weit weg und 270 Höhenmeter oberhalb in einer Doline verschwindet. 

Ab Noiraigue durchfliesst die L'Areuse die Gorge de L Areuse um nach Boudry in den Neuenburgersee zu fliessen. Die L'Areuse wurde schon früh gewerblich genutzt. Sei es von Mühlen, Sägereien und Schmieden. Aber auch für die Stromgewinnung wird der Fluss genutzt. das Wasser des nur 32km langen Flusses wird von 7 Kraftwerken für die Stromgewinnung genutzt. 

Karstquelle Môtiers  Wasserfall Meyer's Naturerlebnisse
Karstquelle bei Môtiers


Eine Wanderung durch die Areuseschlucht

Eine Wanderung durch die Areuseschlucht kann ich jedermann empfehlen. Es sollte jedoch genügend Zeit eingeplant werden. Es gibt diverse Möglichkeiten die Schlucht zu besuchen. Beim unteren Eingang zur Schlucht hat es beim Kraftwerk einen Parkplatz. Man muss jedoch beachten, dass von Noiraigue zurück nach Boudry keine direkte Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln besteht. Eine Variante ist, von Noiraigue über den „Sentier des Quatorze Contours“ auf den Creux du Van zu wandern, die Aussicht geniessen um anschliessend über Ferme Robert und durch die Schlucht nach Boudry zu gelangen. Das braucht jedoch Kondition, denn diese Tour ist 21 km lang, hat 850 Höhenmeter aufwärts und eine reine Wanderzeit von 6 Std 30min, aber sehr zu empfehlen, da ein Highlight dem nächsten folgt. Und vielleicht lassen sich ja sogar die Steinböcke auf dem Creux du Van blicken. Für Autofahrer empfiehlt es sich mit dem Zug von Neuchâtel oder Bôle nach Noiraigue und im untersten Teil der Schlucht bei der Pont des Clees zurück nach Bôle zu wandern und von dort mit dem Zug zurück nach Neuchâtel zu fahren.

Gorge de I'Areuse Boudry

Ich selber mache die Wanderung am liebsten über den Creux du Van, oder die Schlucht von Boudry aus besuchen. Nicht weit vom Schluchteingang beim Kraftwerk und der imposanten Bahnbrücke ist der Ausgangspunkt für den Besuch der Schlucht. Die ersten paar hundert Meter werden über eine alte Fahrstrasse die auch durch einen Tunnel führt zurückgelegt. Am Ende dieser Strasse befinden sich alte Steinmauern einer Ruine. Um was es sich hier handelte konnte ich leider nicht herausfinden. An dieser Stelle fliesst die Areuse wieder friedlich nachdem sie die Schlucht durchquert hat. Es herrscht eine beindruckende Stille. Das Wasser fliesst durch grüne Becken an moosbewachsenen Felsen vorbei. Hier im untersten Teil der Schlucht wachsen sehr viele alte Eiben. Sie vermitteln eine ungewohnte Stimmung. Die Pont de Clees, die erste Brücke überqueren wir nicht. Doch von ihr sieht man eine schöne Sicht in die Schlucht hinein die sich hier verengt. Und ein Blick zurück an dieser Stelle lohnt sich auf jeden Fall. Das vor allem am Morgen, wenn die Sonnenstrahlen den Weg bis zum Fluss finden.

L' Areuse Natur Naturerlebnis Naturerlebnisse

Der Weg ist jetzt schmal und ausgesetzt, der Fluss weit unten. An einer Stelle liegt einen riesigeren Felsbrocken eingeklemmt zwischen den Felswänden wie eine Brücke über dem Fluss. Auch hat es Bäume, die quer über die Schlucht gefallen sind. Wildtiere benutzen diese Bäume, wie es an den Spuren zu erkennen ist, um die Schlucht zu überqueren. Ja, wenn wir bei den Tieren sind. Begeht man die Schlucht mal an einem Tag oder zu einer Tageszeit wo sie nicht viel begangen ist, dann hat man die Chance viele Tiere zu beobachten. Ich selber habe bereits Füchse, Gämse, Rehe und auch Eichhörnchen gesehen. Und diverse Vögel, unter anderem Eisvögel, Wasseramseln, Fischreiher, Kormorane und diverse andere.

Der Wanderweg ist gut gesichert und teilweise in den Felsen gehauen. Es ist jedoch trotzdem Vorsicht geboten auf der Strecke. Ist der erste sehr enge Schlucht teil zurückgelegt, wird die L'Areuse zu einem Waldfluss der wild über Steine und Felsblöcke sprudelt. Etwa nach einer Stunde Wandern sieht man auf der rechten Seite ein oberhalb des Weges die Höhle Baume du Four. Es ist eigentlich mehr ein grosser Felsüberhang der 59 Meter breit und 12 Meter tief ist. Diese Höhle war seit der Jungsteinzeit mehrmals bewohnt und wurde zwischen 1917 und 1919 ausgegraben. Ein kurzer Besuch lohnt dich auf jeden Fall. Das Erscheinungsbild der Schlucht ändert sich jetzt. Wir überqueren die L' Areuse über die Pont de Vert und schon bald erreichen wir ein Kraftwerk. Was für ein Gegensatz. Noch vor kurzem eine wilde Schlucht und jetzt sind wir bei einem Kraftwerk mit Flussverbauungen, Hochdruckleitungen etc.

Nicht weit vom Kraftwerk entfernt müssen wir die L' Areuse bereits wieder überqueren. Dies ist eine moderne Passerelle die sich sehr gut in die Landschaft einfügt. Der Fluss wird jetzt wieder wilder und wir hören bald das Rauschen des Wasserfalls „Chute de la Verrière“, Dieser Wasserfall überwindet eine natürliche Geländestufe. 

Gorge de L' Areuse Natur Champ du Moulin

Wandert man von hier aus weiter Flussaufwärts, erreicht man nach kurzer Zeit eine interesannten Abschnitt der Schlucht. Innert nur kurzer Zeit müssen wir ca. 50 Höhenmeter überwinden. Zuerst ist der Fluss wild und ungebändigt. Er fliesst um und über grosse Felsbrocken, die im Flussbett liegen. Und nur ein paar Meter Flussaufwärts ändert sich das Bild schlagartig. Hier hat es diverse künstliche Stufen über die das Wasser fliesst. Besonders bei hohen Wasserstand bieten die Stufen ein Eindrückliches Bild.Und bald wird der Fluss wieder ruhig. Die Schlucht wird breiter und sie öffnet sich. Wir erreichen Champ du Moulin. Ja, und wo ist jetzt die hystorische Bogenbrücke der Areuseschlucht? Die kommt noch. Champ du Moulin ist eine Ansammlung von Häusern im offenen Mittelteil der Schlucht.

Erstmals wurde die Siedlung im 16. Jahrhundert erwähnt. Es gibt hier eine Bahnstation der SBB Linie Neuchâtel - Pontarlier. Auch wenn es jedoch hier nur ein paar wenige Häuser und Einwohner hat, es ist ein sehr interessanter Ort. Das erste was man hier antrifft, wenn, am von Boudry aus die Schlucht durchschreitet ist das Restaurant de la Truite. Es ist ein Ensemble aus 3 Häusern und ein idealer Ort für eine Pause. Vor allem ist es bekannt für seine Forellen aus der L’ Areuse. In einem der Häuser befindet sich ein historischer Ballsaal. Ein Blick hinein lohnt sich. Wandert man weiter über die Brücke auf die andere Seite der L' Areuse kommt man am Haus "le Morille" vorbei. Hier gibt es diverse Informationen über die Natur der Region. Und nur ein paar hundert Meter weiter steht das Haus "Maison Rousseau". Hier hielt sich der Philosoph Jean Jaques Rousseau im Jahre 1764 vielfach auf seinen Wanderungen im Tal für ein paar Tage auf und liess sich inspirieren. Champ du Moulin ist auch das Wasserschloss der Stadt Neuchâtel. Das gesamte Trinkwasser kommt von hier. Und weiter hat man auch von hier aus einen schönen Blick auf den Creux du Van.

Creux du Van Champ du Moulin Natur-erlebnisse
Das Restaurant de La Truitte in Champ du Moulin

Der Wanderweg führt uns an einem weiteren Kraftwerk vorbei und schon bald sieht man, dass das Tal wieder enger und zum oberen Teil der Schlucht wird. Nur wenige Schritte, nachdem die Fahrstrasse wieder zu einem Bergweg wird, sieht man bereits die berühmte Bogenbrücke.

Pont de Brot L' Areuse Römerbtücke Areuseschlucht

Hier ist die Schlucht sehr eng und der gut gesicherte Weg führt uns über Steintreppen in die Höhe an einer Aussichtskanzel mit einer schönen Sicht auf die alte Brücke und den Wasserfall „Saut de Brot“ vorbei.  Dieser wilde Teil der Schlucht ist nur kurz und nachdem wir einem weiteren Kraftwerk begegnet sind, folgt der Wanderweg der Bahnlinie, bis nach Noiraigue. Hier empfiehlt sich noch ein Besuch der Source de la Noiraigue einer Karstquelle die mitten im Dorf Noiraigue entspringt.


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Kommentare: 1
  • #1

    Verena von Kaenel (Dienstag, 28 Juli 2020 23:28)

    Vielen Dank für den tollen Wegbeschreib und die wunderschönen Bilder!! Wir waren heute dort, es war traumhaft!!

Wir sind Swisstainable. Das Nachaltigkeitsprogramm von Schweiz Tourismus

 



 

 

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